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Band 3: Wege zur frühen Schrift: Niltal und Zweistromland

Product no.: ISBN 978-3-86893-095-5

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421 Seiten, Hardcover
17,0 x 24,0 cm, 2021

Durchgängig farbig illustriert!

Leseprobe

Schrift scheint allgegenwärtig. Mitunter wird sie als ein definierendes Merkmal von „Zivilisation“ gepriesen, in der Vergangenheit wie in der Gegenwart gilt sie als identitätsstiftend. Eben diese „Evidenz“ verdeckt, dass Schrift keineswegs selbstverständlich gegeben ist. Schrift wurde an verschieden Orten und zu verschiedenen Zeiten ohne Ableitung aus bereits bestehenden Schriften, „neu“ geschaffen: zuerst und etwa zeitgleich im späten Vierten Jahrtausend im südlichen Zweistromland und im ägyptischen Niltal. Primäre Schriftentstehungsprozesse sind von sekundären Schriftentstehungsprozessen grundlegend verschieden. Nur in sekundären Schrifterfindungen hatte man schon eine Vorstellung von dem graphonetischen System „Schrift“. Die Schöpfer der primären Schriften konnten hingegen auf kein Modell von „Schrift“ zurückgreifen, erschufen also ein neues Medienobjekt, das erst im Prozeß zu „Schrift“ werden sollte.
In vorliegendem Band werden Wege zur frühen Schrift im Niltal und im Zweistromland besprochen. Die Gegenüberstellung von Niltal und Zweistromland während des Vierten und frühen Dritten Jahrtausends entspricht dem Geiste eines kontrastiven Komparatismus: nicht um ein gemeinsames Narrativ zu schaffen, sondern um Fragestellungen zu schärfen; aber auch um verschiedenen Entwicklungsstränge, die zur „Schrifterfindung“ führten, zu erkennen. Die Akteure handelten seinerzeit polyphon im Horizont ihrer polyphon-mehrschichtigen Gesellschaft. Die in den Beiträgen angesprochenen Themenkreise sind entsprechend divers und polyphon: frühe Schrift als visuelle Kommunikation und als Abbildung von Sprache; Kontexte, Akteure und Handlungsräume früher Schrift; Materialität und Formate der Schriftträger; Experimente, graphische Varianz, Norm und Standardisierung; distinktive graphische Ideologien usw. Dabei sind unsere Wege, die wir zeitlich in umgekehrte Richtung gehen, nicht nur wegen der lückenhaften Beleglage holprig, sondern auch, weil das betroffene Objekt – „frühe Schrift“ im starken Sinne – von dem uns vertrauten Objekt – „Schrift“ (als naturalisierte Evidenz) – wesentlich verschieden ist.

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