Band 11: Königsdienst

Artikel-Nr.: ISBN 978-3-927552-20-3

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Im Gegensatz zu modernen Autobiographien eignen sich autobiographische Texte aus altägyptischer Zeit nur sehr eingeschränkt als Quellen für das Wissen über einzelne Persönlichkeiten. Solche Texte wurden nicht verfaßt, um spezifische Eigenschaften, Bedingtheiten und Erlebniswelten von Individuen zu veröffentlichen, sondern um die Übereinstimmung eines Angehörigen einer bestimmten sozialen Schicht mit den geltenden Maßstäben dieser Schicht insgesamt zu demonstrieren. Die Textgattung ist daher schichtenspezifisch und zwar ist sie auf die Inhaber von Ämtern im Königsdienst, also auf “Beamte” beschränkt. Eine Untersuchung der Texte verspricht so Einsicht nicht in individuelle Einzelschicksale, sondern in die Ideologie der staatstragenden Schicht Altägyptens.
Für die Übermittlung der Inhalte sind nicht nur die eigentlichen Biographien zuständig, sondern ebenso die zahlreichen Aussagen, die in Form von Epitheta im Vorspann zur Namensnennung des Beamten in Texten verschiedenster Art vorkommen. Ihnen gemeinsam ist die Wendung nach Außen, an die Leser späterer Zeiten, die diese Texte in Gräbern, auf Stelen und Statuen für alle Zukunft lesen und daraufhin den Namen des Beamten nennen, ihm Opfer geben und so zu seinem Weiterleben im Gedächtnis der Nachwelt beitragen sollten.
In der vorliegenden Arbeit werden derartige Texte aus der 18. Dynastie des Neuen Reichs untersucht, d.h. aus dem Zeitraum von ca. 1550 bis 1350 vor Chr., während dessen der ägyptische Staat zur wichtigsten politischen Macht im Vorderen Orient wurde. In diese Periode fällt auch die sog. Amarna-Zeit, in der Amenophis IV./Echnaton die Außen- und Innenpolitik des Landes drastisch veränderte und mit ihr das Verhältnis zwischen König und seinen Beamten.
Durch eine Konfrontation verschiedener biographischer Aussagenkomplexe aus der Zeit der I8. Dynastie vor Amarna und der Amarna-Zeit wurden die Unterschiede bzw. Übereinstimmungen zwischen beiden Phasen herausgearbeitet, so z. B. anhand der Äußerungen zur eigenen familiären Herkunft, zur Möglichkeit und Art des sozialen Aufstiegs, zum Mechanismus der königlichen Gunstvergabe, zur Loyalität dem Herrscher gegenüber, zur rechten Amtserfüllung und zur Einstellung gegenüber den Mitbeamten.
Die 18. Dynastie vor Amarna erweist sich als eine Zeit der Aufbruchstimmung, in der die Beamten ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen können und der Erfolg Ägyptens als eine gemeinsame Leistung von richtungweisendem König und engagiertem Beamtenstab empfunden und honoriert wird. Echnaton dagegen kappt das Selbstbewußtsein und die Eigenständigkeit seiner Beamten und betont ihren Status als Untertanen, die allein im Nachvollzug seiner Lehre und durch die Verehrung des göttlichen Königs ihre Qualität und Förderungswürdigkeit erweisen können.
Abschließend werden die Aussagen der 18. Dynastie durch eine Rückschau bis in das Alte Reich in die Entwicklung der biographischen Textgattung eingefügt. Hierbei zeigt sich die 18. Dynastie vor Amarna als eine Periode, der durch spezifische Auswahl und eigene Gewichtung eine Synthese zwischen althergebrachtem Gedankengut und den speziellen Erfordernissen der historischen Situation des Landes im Neuen Reich gelang, während die Amarna-Zeit den Beginn einer neuen Ära darstellt, in der nicht mehr der König, sondern Gott den Mittelpunkt des Beamtenlebens bildete.

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