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In einer Arbeitsgruppe, deren Mitglieder aus der Islamwissenschaft, Iranistik, Osmanistik, Mittelalterlichen Geschichte, Theologie, Ägyptologie und Tibetologie kamen, haben wir uns regelmäßig getroffen, um anhand von ausgewählten Textbeispielen über mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf ein historisches Bewusstsein zu diskutieren. Auf die Frage „Wozu Geschichte?“ gibt es aus transkultureller Perspektive bemerkenswert ähnlich lautende Antworten. Zumindest finden sich in den in diesem Sammelband untersuchten historiographischen Texten aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen und verschiedenen Epochen zahlreiche übereinstimmende Aussagen. Geschichtsschreibung übernimmt in der Regel zunächst einmal eine Reihe inhaltlicher Funktionen. Sie dient der Legitimation von Herrschaft sowie der gesellschaftlichen Sinnstiftung und Identitätsbildung. Darüber hinaus liefert sie häufig ein Narrativ, das auf lange Sicht Kontinuitäten suggeriert und dabei auch zur Bewältigung von Kontingenzerfahrungen beiträgt. Die Anfertigung von historiographischen Texten hatte allerdings auch ganz pragmatische Gründe. Nicht selten versprachen sich die Autoren davon, ein Patronageverhältnis etablieren zu können. Letztlich ging es um Ansehen, Geldzuwendungen oder sogar eine Stelle bei Hofe.
Stephan Conermann, Promotion (1996) und Habilitation (2001) an der Universität Kiel. Seit 2003 Professor für Islamwissenschaft an der Universität Bonn. Herausgeber der Reihen „Bonner Islamstudien“ (BIS), „Bonner Asienstudien“ (BAS), „Bonner islamwissenschaftliche Hefte“ (BiH); „Narratologia Aliena“ und „Mamluk Studies“. Zu seinen Forschungsgebieten gehören (1) narrative Strategien in historiographischen Texten, (2) Übergangsepochen, (3) Mobilität und Immobilität, (4) globalgeschichtliche Verflechtungen und (5) Phänomene von Macht und Herrschaft am Beispiel vor allem des Mamluken- und Delhisultanates, der Mogulzeit sowie des Crossroads-Raumes „Transottomanica“. Ausgewählte Einzelpublikationen (seit 2013): Mamlukica – Studies on the History and Society during the Mamluk Era/Studien zu Geschichte und Gesellschaft der Mamlukenzeit. Göttingen 2013; (hg.) Everything is on the Move: The ‘Mamluk Empire’ as a Node in (Trans-)Regional Networks. Göttingen 2014; (hg.) Kulturspezifische Erzählstrategien in „nicht-abendländischen“ Lebensdarstellungen. Berlin 2015; (hg.) Innovation oder Plagiat? Kompilationstechniken in der Vormoderne. Berlin 2015; (hg., zusammen mit Gül Şen) The Mamluk-Ottoman Transition Continuity and Change in Egypt and Bilād al-Shām in the Sixteenth Century. Göttingen 2017.
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