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Sprüche wirken auf der einen Seite als soziale „Kitter“, ihre Annahme und Beantwortung ist obligatorisch. Zugleich verlangen sie individuelle Spontaneität, Kreativität – und vor allem Vertrauen. Wer auch immer einen Spruch macht oder erwidert: Es besteht immer ein Risiko, ob, wie und wann, in welcher Form und mit welchen Gesten die Situation gelingen wird – oder aber „kippt“. Auch wenn die Annahme und Erwiderung obligatorisch ist: Es bleibt immer offen und ist Ausdruck von Freiheit, mit welchem Anteil individueller Spontaneität Gabe und Erwiderung eines Spruches inszeniert werden. Meine Hypothese ist also: Sprüche und mit ihnen verbundene Kleinrituale bringen in alltäglichen Interaktionen das zur Gestalt, was diese ohnehin trägt und ausmacht. Immer müssen Akteure in ihrer Weise zu handeln und zu interagieren beide Seiten der Ambivalenz (und bisweilen der Paradoxie) miteinander in Einklang bringen: Freiheit und Verpflichtung, Individualität und soziale Verbundenheit, Spontaneität und Regelgebundenheit.