Auf Lager
innerhalb 10 Tagen lieferbar
Preis inkl. MwSt.
Die Ausgrabungen der Pioniere der ägyptischen Archäologie haben der Forschung eine differenzierte Materialbasis, vor allem an Gräberfeldern, verschafft. Die analytische Durchdringung dieses Stoffes ist jedoch erst teilweise geleistet, so daß weder sein archäologisch-taxonomischer noch sein historischer Aussagewert auf Anhieb zu überblicken sind.
Die vorliegende Arbeit setzt sich das Ziel, den publizierten Bestand für den Zeitraum von der 6. bis zur frühen 12. Dyn. auszuwerten, vorrangig im Hinblick auf die Erstellung eines archäologisch-taxonomischen Systems, jedoch ohne dabei seine kulturhistorische Bedeutung außer acht zu lassen.
Das Rückgrat der Studie bilden neun große Fundserien: die Friedhöfe von Edfu, el-Tarif, Dendera, Qau-Matmar, Rifeh, Beni Hassan, Haraga, Sedment und Gurob. Für sie werden nach einer Sichtung des Gesamtbestandes, fußend vor allem auf den Funden an Keramik, Steingefäßen und Siegeln, durch horizontalstratigraphische und kombinationsstatistische Untersuchungen zunächst lokale chronologische Sequenzen erarbeitet. Für die Friedhöfe von Sedment wird dabei ein anhand der Grabungsunterlagen revidierter und wesentlich erweiterter Gräberkatalog zugrunde gelegt.
Die eingesetzten Methoden sowie die großteils computergestützten Auswertungsverfahren kommen in einem einleitenden Kapitels zur Sprache, wobei besonderes Augenmerk der Problematik der Quellenbasis – meist vorklassifiziertes und teilweise nicht verläßlich dokumentiertes Material – gilt.
Die gewonnenen Ergebnisse werden dann, das Fundgut kleinerer Komplexe einbeziehend, schrittweise zu einem einheitlichen Bild zusammengeführt, stets unter Berücksichtigung auch der regionalen Differenzierung im Material, der beiden grundsätzlich verschiedenen Traditionslinien Ober- und Unterägyptens, aber auch kleinräumiger Unterschiede. Dabei wird weiter die Anknüpfung des archäologischen Stufensystems an Fixpunkte der dynastischen Chronologie – Grundlage der historischen Auswertung – gesucht.
Neben diesen archäologisch-taxonomischen Fragen gilt das Interesse der Materialauswertung kulturgeschichtlich bedeutsamen Aspekten des Fundguts, der Entwicklung der Grabformen, der Bestattungssitte und der Zusammensetzung der Beigabengruppen. In allen Bereichen können wesentliche Wandlungen aufgezeigt werden, die die sozial- und ideengeschichtliche Dynamik der Epoche belegen.
Das geläufige Bild der Ersten Zwischenzeit fußt vorwiegend auf den Zeugnissen der politisch führenden Kreise. Diese Arbeit bezieht sich dagegen durchweg auf Quellenmaterial von der Basis der Gesellschaft. Was dieser ganz andere Blickwinkel zur Einschätzung der Epoche beitragen kann, sucht das Schlußkapitel zu umreißen: Das archäologische Material unterstreicht die Bedeutung der Ersten Zwischenzeit als Epoche tiefgreifend und dauerhaft das Kulturganze erfassenden Wandels, fern von allem Episodischen, wie es dem Einzelereignis anhaften kann.
|
|
|
|
|